Interview Singulart/https://www.singulart.com/de/k%C3%BCnstler/katharina-dustmann-37075?ref=ts
- Was war Ihre erste Erfahrung mit der Kunst? Was hat Sie dazu gebracht, Künstler zu werden?
Es hat sich ganz von allein ergeben. Ich hatte schon als Kind das Gefühl, in der Welt der Kunst und Künstler anders leben zu wollen, denn nur dort konnte man mich, und ich mich selbst, verstehen. Zuerst faszinierte mich die Musik, die mich in einer steilen Karriere zum Erfolg brachte. Dann begann ich, die Musik über die Technik zu studieren. Bild, Licht und Ton sowie deren Transformation prägen mein Leben. Daraus entstanden auch meine Klangbilder – ein Gesamtkunstwerk, bestehend aus eigenen Gemälden mit eigens dazu komponierter und produzierter Musik.
- Gibt es bestimmte Themen, Botschaften oder Theorien hinter Ihrer Arbeit? Welches sind diese?
Ich bin Synästhetikerin, ein neurologisches Phänomen, bei dem ich unterschiedliche Sinneswahrnehmungen miteinander verknüpfe. Das ermöglicht mir, die Welt auf eine etwas andere Weise zu sehen und zu hören – ein simultanes und intensives Erleben verschiedener Sinneseindrücke. Die Faszination für Kunst und Musik sowie deren Transformation inspirieren mich immer wieder zu neuen Kreationen, zum Beispiel für Filme, Theater, Installationen und Inszenierungen, sowie auch Malerei und Fotografie.
- Können Sie uns etwas über Ihre künstlerische Herangehensweise erzählen? (Stil, Medium und spezifische Techniken.)
Licht, Wahrnehmung, Dialog und Schöpfung – einen Moment festzuhalten, Farbelemente einzufangen, eine Bildsprache zu interpretieren und eine kompositorische Anordnung von Bildelementen zu schaffen.
Die hier ausgestellte Kunst sind für mich der Ausdruck meiner ewig brodelnden Lust, mit Farben und Licht zu spielen, Bilder und Formen zu komponieren – ähnlich der Musik – ein Werk zu schaffen, das emotional und beflügelnd wirkt. So wird die Leinwand zur Bühne, der Impuls zur Symphonie, Farben und Linien zu Licht und Klang. Dabei verwende ich meist die Methoden der Abstraktion, nutze malerische Farbwelten, organisch anmutende und geometrische Figuren und entferne mich von der realistischen und technisch perfekten Abbildung. Ziel ist es, ein Stückchen Welt zu finden, die es noch nicht gibt um sie dann nochmal zu verwandeln und manchmal auch eine neue entstehen zu lassen.
In meinen neuesten Serien "Wo das Licht im Wasser wohnt", "Color, color, color" und "Farbe in Abwesenheit" zeige ich die subtilen Beziehungen verschiedener Komponente auf gebürstetem Aluminium. Diese Farbkompositionen sind mit Mal- und Druckverfahren hergestellt, die mit Hilfe von Tinte, duroplastische Polymere, Metall- und Farbpigmenten, auf von mir selbst entwickelten schimmernden Trägerplatten, entstehen.
- Bitte schreiben Sie ein persönliches Zitat / ein Statement, welches Sie als Künstler am besten repräsentiert (in eigenen Worten, maximal 30 Wörter).
Inspiration, geistige Begegnung und lustvolle Emotion – Kunst ist Leben – Eine ewig brodelnde Lust, mit Farben und Licht zu spielen, Bilder zu komponieren, Werke zu erschaffen.
In diesem Bild nutze ich die Methoden der Abstraktion von malerischen Farbwelten, von Licht und Schatten aus einem Strudel von besonders leuchtenden Metall- und Farbpigmenten. Es zeigt sich hier eine besonders lebendige und anmutende Kraft, ähnlich derjenigen, die ich auch musikalisch oft erlebt habe. Ein Sprung nach draußen, ein neuer Abschnitt, der wohltuend ist. Dieses wunderbare Bild mit Metallic-Farben auf gebürsteten Aluminium, gerahmt in einem 0,5 dezenten Rahmen aus Aluminium in Gold steht zum Verkauf.
Hallo Katharina! Wie hat für dich alles in der Welt der Kunst angefangen und was war zuerst Musik oder Malerei?
Und wie kamen diese zusammen?
Katharina: Es fing damit an, dass mein Lehrer sagte: „Eine bessere Note als eine 1+ kann ich dir für deine Zeichnung nicht geben.“ Er hat mir damit Mut gemacht und ich fühlte eine große Leidenschaft für weitere künstlerische Taten, zB. einige festliche Aktivitäten für die Schulfeste zu übernehmen, das gab mir Platz für meine kreativen Ideen. Geisterbahnen bauen, eine Ballwurfanlage, um Lehrer auf einem Bild dargestellt, umzuwerfen, usw. Aber ich habe auch, zum allgemeinem Unbehagen, den Schaum der Feuerlöscher, als ein Kunstwerk an die Wände der Aula gesprüht, oder die ausgestopften Tiere aus dem Biologieunterricht, draußen im strömenden Regen schön zu einer Ausstellung in den Bäumen drapiert. Also, sie liebten mich und sie hassten mich. Am Ende haben sie mich von der Schule gehen lassen, obwohl ich in einem Test als besonders Intelligent eingestuft wurde, einfach weil ich zu anders war. Aber dann wusste ich jedenfalls, dass ich Künstlerin werden würde.
Seit 1983 bin ich als selbstständige Künstlerin tätig. Als Perkussionistin spiele ich seit 1989 in verschiedenen Ensembles, weltweit Konzerte. 1986 begann ich ein Studium und verschiedene Ausbildungen im Bereich Tontechnik mit Schwerpunkt Audio im Bereich Kunst, Medien und Kommunikation und und ich gründete, gemeinsam mit Marco Ambrosini, das Musik- und Film-Produktionsstudio „Studio Katharco GbR“ . Hier arbeiten wir seit dem an der Synergie von Bild und Musik. Meine Schwerpunkte sind hier Film- und Theatermusik sowie Klangkunst für multimediale Produktionen/Inszenierungen. Siehe auch www.katharco.eu.
Die Bilder waren immer schon immer, meistens gleichzeitig im Fokus. Egal ob Malerei oder Fotografie oder das einfache wahrnehmen visueller Ideen während meiner Arbeit in Musikkompositionen im Studio oder als Regisseurin in einer Produktion. Bild und Musik sind für mich als Synästhetikerin sowieso untrennbar. Wenn ich Musik mache, sehe ich Bilder und wenn ich Bilder sehe, höre ich Musik. Daher ist es für mich auch ganz natürlich, dass ein Bild auch einen Ton hat. Aber nicht jeder kann es hören, darum mache ich mit den Klangbildern für jeden etwas hörbar.
Erzähle mir bitte mehr darüber, wie zB. die Idee von C.G. Jung, die unbewusste Handlung in der zweiten Ebene und die daraus resultierende Vorstellungskraft jedes Einzelnen, und wie du dein Publikum herausforderst, in deiner Kunst seine eigene Geschichte zu entdecken.
Katharina: Meine Bilder können Geschichten erzählen. Diese entstehen für mich teilweise bereits im begonnenen Prozess oder entwickeln sich sogar erst später. Wenn ich die Betrachter manchmal frage, was sie selbst in dem Bild entdeckt haben, dann dauert es nie lange und sie lassen ihren Fantasien freien Lauf. Dabei entstehen oft neue, eigene Geschichten, mit eigenen Figurenkreationen und da jeder sich und das Gemälde auf seine Weise sieht, denke ich, es passiert auf einer anderen Ebene. Es ist wie bei C.G. Jung erklärt. Zum Beispiel die Theorie, dass das Unbewusste einen viel größeren Einfluss hat als die bewusste Wahrnehmung. Was passiert mit Menschen, wenn sie vor einem Kunstwerk stehen? Suchen sie nach einer Verbindung? Verspüren sie ein Verlangen oder gibt es ihnen ein beflügelndes Gefühl? Und warum? Was nehmen sie wahr? Die Künstler, mit ihrem schwungvollen Pinselstrich? Die Fantasie und Kreativität? Ist es der Wunsch, auch losgelöst und frei zu sein? Es einfach tun? Oder kann es auch die Wirkung der Farben sein? Etwas, was uns an Glück, Blumen, Regenbögen, den Himmel erinnert, oder berührt es in uns in unserer Traurigkeit und es scheint, als würde etwas reflektiert, verstanden oder wahrgenommen werden? Auf jeden Fall ist es tief in uns, was uns in diesem Moment bewegt, etwas, das sich oft nicht erklären lässt. Den Künstlern geht es wohl genauso, sie kreieren, weil sie es sind und weil sie es so zeigen können. Wenn sich dann eine Kunst und eine Person zueinander hingezogen fühlen, kann daraus eine Beziehung entstehen und vielleicht leben sie dann zusammen, glücklich und zufrieden, bis an ihr Lebensende… Haha.
Wie sieht ein Arbeitstag in deinem Studio aus? Hast du Rituale, die dir helfen, motiviert zu werden oder „in der Zone“ zu
sein?
Katharina: Bevor ich in mein Atelier gehe, mache ich oft einen langen Spaziergang, ich lasse mich von den Farben und Formen inspirieren. Ich sehe einen grünen saftigen Baum vor einem blauen oder wunderbar grauen Himmel. Ein Würfel neben einer runden Form. Rau neben glatt. Das alles bringt mich dazu, neues zu erschaffen. In meinem Atelier angekommen, gehe ich zu den Werken, an denen ich arbeite und schenke ihnen meine Bewunderung. Ich möchte hier nicht sagen, dass ich vor dem Malen mit meinen Pinseln und Farben spreche, sonst halten mich alle für verrückt.
Ich höre keine Musik! Wenn ich Klang male, dann höre ich es vorher, aber während der Arbeit ist es so still, dass ich mich erschrecke, wenn jemand reinkommt. Mein Arbeitsplatz ist in Räumen, in dem die Musikproduktion und die Kunst nah beinander sind. Es ist also möglich, von hier nach da schnell zu wechseln und das gibt mir tolle Möglichkeiten mich ganz und gar vielseitig auszuleben. Ich arbeite auch gerne im Garten, wo ich herumplanschen kann.
Welche Aspekte deiner Projekte bringen dir immer wieder Schmetterlinge im Bauch oder machen dich neugierig?
Katharina: Es ist das Projekt selbst. Wenn ich die ersten kleinen Schritte plane und es dann wenn es losgeht. Wenn ich andere Künstler treffe, um mit ihnen zu arbeiten. Wenn Teile sichtbarer werden und man es schon spüren kann. Wenn ich mutig und groß und gleichzeitig bescheiden sein kann. Wenn der Tag der Vorführung kommt. Wenn die Menschen es lieben, was du kreiert hast, wenn man den richtigen Respekt und die richtige Anerkennung bekommt. Der ganze Prozess.
Was war der coolste Künstlerinnentipp, den du je bekommen hast?
Katharina: „Lass die Schönheit dessen, was du liebst, das sein, was du tust.“ – Rumi
Hast du jemals kreative Blockaden erlebt? Und wenn ja, wie überwindet man diese?
Katharina: Ja, manchmal denke ich, oh je, was ist wenn dir die Fantasie ausgeht, die Ideen ausbleiben oder du nicht mehr kreativ sein kannst? Aber dann lache ich und denke: Unsinn! Das passiert nie!
Welches ist dein neuestes Kunstwerk, an dem du am liebsten gearbeitet hast?
Katharina: Bei dem Projekt Klangbilder, ist es ein Gemälde mit Musik, es heißt „Die Wächter“. Es hat eine ganz besondere rote Farbe, tief, beruhigend, scheu und gleichzeitig kraftvoll und stark. Hier war auch die Zusammenarbeit mit der japanischen Koto-Spielerin Karin Nakagawa an der Musik für dieses Gemälde sehr inspirierend. Sie konnte sich sehr gut mit der Malerei verbinden. Auch ihre eigene Kultur hatte großen Einfluss. Das Schönste und Wichtigste ist, gemeinsam an der Kunst zu arbeiten, das bringt Vielfalt und schafft wunderbare Ereignisse.
Welchen Rat würden Sie aufstrebenden Künstlern geben, wie man über den Tellerrand hinausschaut und wächst?
Katharina: Wichtig ist wohl, sehr sehr offen und respektvoll zu sein, mutig und auch draufgängerisch, manchmal auch demütig, auch das ist wichtig. Nicht versuchen nachzumachen, das geht sowieso nicht.
Dann immer mehrere Berufe oder Kunstformen haben, um einerseits Abwechslung zu garantieren, aber auch finanziell stabiler zu sein. Immer weiter lernen, lernen, lernen. Investiere mehr als du kannst. Es macht auch Spaß, alles im Leben als Kunst oder als Komposition zu sehen, das ist der beste Zustand – Kochen, Zähneputzen, Spazierengehen, Putzen, Sein – Alles ist Kunst!
Sehen Sie Ihre Kunst als einen Zweck jenseits der Kunst?
Katharina: Ja, aber ich würde es trotzdem Kunst nennen. Eine therapeutische Kunst. Ich glaube fest daran, dass wir mit Kunst die verrückte Welt retten können. Kunst kann therapeutische Hilfe leisten, helfen, sich besser zu fühlen, Entscheidungen zu treffen, sich zu erfreuen, sich zu befreien, sich glücklich zu machen, diese Liste ist endlos.
Alle Menschen sollten sich mit Kunst umgeben, es würde viel Freude in ihr Leben bringen. Ich habe mit meiner Kunst in therapeutischer Hinsicht für Menschen mit physischen und psychischen Erkrankungen gearbeitet. Ich habe Musik, passend zu ihren Symptomen gemacht und Bilder für sie gemalt, um ihren Heilungsprozess zu unterstützen. Kunst mit Musik zur heilsamen Unterstützung ist nichts Neues. Es ist wirklich fantastisch und es funktioniert.
Wie geht es mit Katharina weiter?
Katharina: Ich werde neue Serien vorbereiten und sehen wie die Kunstwelt mich mit meinen neuen Ideen aufnimmt und natürlich Ausstellungen auf der ganzen Welt machen.
Eine leuchtende Zukunft für die Kunst!
Interview von Lisa Harris, Art Magazine. Übersetzung Deeple.